Vom Sturm zum Wein

Die Weinlese neigt sich dem Ende zu, und alles wartet auf den neuen Jahrgang.
Die Wartezeit versüßt uns der Sturm, der jetzt oft schon ein bisserl „beißt“, also schon einen guten Teil des Zuckers in Alkohol umgewandelt hat, und nicht mehr so picksüß ist, wie am Beginn der Sturmzeit.

Für echte Sturmfans ist jetzt die richtige Zeit um den entschlackenden Rebensaft zu genießen.

 

Was ist Sturm eigentlich?

Ganz einfach: Traubensaft, der bereits zu gären begonnen hat.
Damit er sich Sturm nennen darf, muss er mindestens ein Prozent Alkohol haben. Mit voranschreitender Gärung und wird  er trockener und höher im Alkoholgehalt, da der Zucker nach und nach in Alkohol umgewandelt wird.

Den Sturm kann man in der Gärung verlangsamen indem man ihn kühlt. Eine Unsitte, die vor allem in der Gastronomie immer mehr um sich greift.
Sturm soll „arbeiten“. Die Veränderung von Tag zu Tag ist ja das spannende am Sturmgenuss. Lassen Sie also die Flasche, die Sie vom Markt oder vom Winzer mit nach Hause genommen haben ruhig außerhalb des Kühlschranks stehen.

 

Bitte keine Explosionen!

Sturm gärt nach dem Abfüllen weiter. Deshalb kommt er üblicherweise in Plastikflaschen in den Handel. Bitte unbedingt im Stehen lagern bzw. transportieren, da der Schraubverschluss nicht ganz luftdicht ist. Aus gutem Grund: wäre das der Fall, würden die Gärgase die Flasche zum Bersten bringen.

 

Sturm prickelt und ist trüb – warum?

Das typische Prickeln entsteht durch das bei der Gärung frei werdende CO2.  Außerdem wirbelt es die Hefepartikel in der Flüssigkeit auf, wodurch die trübe Farbe entsteht.

 

Ein Kind mit vielen Namen 🙂

Sturm in Österreich heißt natürlich nicht überall Sturm.
Allgemein bekannt ist er als Neuer Wein.  Unsere deutschen Nachbarn bezeichnen  ihn als Federweißen bzw. Federroten und in der Schweiz und Teilen Südtirols verlangen Sie am besten einen Sauser oder Suser. Der Rest Italiens begnügt sich wieder mit dem einfachen Vino Nuovo (Neuer Wein). Und die Franzosen haben ihm einen entzückenden Namen gegeben – vin bourru (mürrischer Wein) :-).
Ansonsten gibt es vor allem in Deutschland noch einiges an Synonymen für Sturm: Rauscher (an der Hessischen Bergstraße und in Rheinhessen), Neier Woi/Wei oder Bitzler (Pfalz), Bremser (Franken) oder auch Riser, Krätzer, neuer Süßer, Staubiger bzw. Gestaubter/G’Staubter.

 

Sturm richtig genießen

Für den Sturmgenuss gibt das Brauchtum natürlich ein paar Regeln vor:

Sturm schmeckt am besten aus dem Spritzerglas mit Henkel. Dieses wird nur in Richtung der gemeinsam zechenden Runde angehoben. Nicht anstoßen!!!

Beim Sturm darf man auch nicht „Prost“ sagen. In Wien sagen wir „Mahlzeit“. So ist es auch in den meisten Weinregionen gebräuchlich, in manchen Regionen sagt man „Krixikraxi“.

„Prost“ darf man erst sagen wenn der Wein getauft ist. Auch wenn der neue Jahrgang teilweise schon als Jungwein in die Flasche kommt, gilt er bis zum 11.11. noch nicht als Wein.

 

Wann wird der Sturm zum Wein?

Wenn er getauft ist!
Die Weintaufe zu Martini ist natürlich keine Taufe im üblichen Sinn. Der neue Jahrgang wird gesegnet, und ab dann darf auch damit angestoßen werden.

Vor allem im Burgenland ist Martini ein Festtag, da der Heilige Martin als Landespatron verehrt wird. Viele Winzer öffnen zum Martiniloben Ihre Kellertüren, und man kann sich durchkosten. Ein saftiges Gansl bietet da die richtige Unterlage.

 

Ist Sturm gesund?

Ob g’spritzt, pur, weiß, rot oder rosé – der Sturm schmeckt nicht nur gut, sondern ist durchaus auch der Gesundheit zuträglich! Sturm ist reich an Vitamin B1 und B2 – sie unterstützen das Nervensystem – und fördert auch den Stoffwechsel – wie so mancher wahrscheinlich schon mal erlebt hat ;-). Denn er wirkt sich positiv auf die Darmflora aus und auch für Haare und Haut ist er eine Wohltat.

 

Abschließend nochmals zurück zum Brauchtum – wie ernst Sie diesen Tipp nehmen, entscheiden Sie :-):
Wichtig ist, dass man während der Saison so viele Viertel Sturm trinkt wie man Jahre alt ist. Bis Martini haben wir ja noch ein bisschen Zeit. Fleißaufgaben sind ausdrücklich erlaubt.

In diesem Sinne: Mahlzeit 😊

 

Wohl bekomm’s und gutes Gelingen!

 

 

Fotocredits: pixabay.com

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