Mehlspeisen in der Fastenzeit

 

Fasten kann ja durchaus auch eine tolle Erfahrung sein. In unserer schnelllebigen Zeit ziehen sich immer mehr Menschen gern für ein paar Fasttage in ein ruhiges Hotel oder gar ein Kloster zurück um bei karger Nahrung den Körper zu reinigen und zu entschleunigen. Nicht nur die Gewichtsabnahme steht beim Heilfasten im Vordergrund. Der Körper wird mit Massagen, Saunabehandlungen und moderater Bewegung entspannt.

Das war nicht immer so. Früher gab es über das Jahr verteilt 150 Fastentage, und das hat den Menschen in den Klöstern nicht wirklich Spaß gemacht. Sie waren sehr kreativ darin die Fastenregeln zu dehnen oder gar zu umgehen. Es ging eher darum trotz des Fastens möglichst üppige Speisen zu sich zu nehmen. Entschlacken war kein Thema, und das Bier eine wichtige Energiequelle. Seit 1651 brauten die Mönche im Münchner Kloster Neudeck ob der Au zur Fastenzeit zu Ehren des Ordensgründers ein besonderes Bier. Ein Starkbier, das noch mehr Energie lieferte: den Osterbock. Bis das Bier mit dem Ochsenwagen Rom erreichte, war es gebrochen. Der Papst soll nach der Verkostung des mittlerweile grauslichen Gebräus Bier in der Fastenzeit nicht nur erlaubt, sondern sogar befohlen haben 🙂

Die österreichische Tradition der süßen Hauptspeisen, meist nach einer kräftigen Gemüsesuppe, geht wohl auf die Fastenregeln zurück. Anders als in Italien, wo das religiöse Fasten seinen Ursprung hat, ist es in Österreich und Bayern mangels Meer nicht so einfach gewesen, die Hauptspeise mit Fisch zu bestreiten.

In den Klöstern, die nicht immer ein Hort der Enthaltsamkeit und der Sittlichkeit waren, peitschte man im frühesten Mittelalter die Mönche, wenn sie zur Fastenzeit unfolgsam waren, aus. Waren sie hingegen artig und gehorsam, wurden sie mit Süßigkeiten belohnt. Ursprünglich bestand die Ernährung der Menschen in erster Linie aus Getreidebrei, der mit Gewürzen (soweit vorhanden), Nüssen und Honig verfeinert wurde. Daraus entwickelten sich in den Klosterküchen immer raffiniertere Kreationen und Backwerke.

 

 

Noch heute bekannt sind die im 13. Jahrhundert im französischen Kloster Cluny entwickelten Crêpes, bei denen man den einfachen Waffelteig aus Milch und Eiern mit Wein, Gewürzen und Mandelmilch verbesserte. Die in Fett gebackenen hauchdünnen Palatschinken wurden mit Honig, Zucker, Marmelade und einem Schuss Likör gereicht – edle Vorgänger unserer heutigen Crêpes Suzette.

 

Nonnenfürzle

 

 

Aus den Klöstern kommen auch Backwerke, mit Namen die zum Schmunzeln anregen wie zum Beispiel Nonnenfürzli. Für ihren Namen sollen eine Novizin und ein junger Bischof verantwortlich sein, der in einem Frauenkloster die Küche besuchte. Eine Novizin, die gerade die kleinen Krapfen herrichtete, erschreckte sich bei dem Anblick des stattlichen Mannes so sehr, dass sie versehentlich ihre Krapfen noch nass in das heiße Fett gleiten ließ. Es zischte gewaltig. Der leutselige Bischof tröstete und segnete die unglückliche Novizin und nannte von nun an dieses Fastengebäck „Nonnenfürzli“.

  • 250 ml Milch
  • 1 Prise Salz
  • 50 g Butter
  • 125 g Mehl ((1))
  • 3 Eier
  • 1 EL Zucker
  • 1 Spitze / Prise /Schuss Backpulver
  • 1 EL Mehl ((2))

Zum Schwimmend Ausbacken:

  • Backfett

 

Für den Brandteig Milch, Salz und Butter in einem großen Kochtopf aufwallen lassen. Nach kurzem Aufwallen das Mehl (1) im Ganzen einrühren, bis sich der Teig von der Topfwand löst. Vom Feuer nehmen.

Eier schlagen, mit dem Zucker, dem Backpulver und dem Mehl (2) durchrühren, zum Brandteig geben und gut mischen. Mit einem TL kleine Kekse formen, abtrocknen. Dann in der Pfanne im heißen Fett schwimmend goldgelb backen.

Dieses und weitere Fastenrezepte finden Sie unter https://www.ichkoche.at/kloesterliche-fasten-freuden-nonnenfuerzli-rezept-134390

 

Maultaschen – Herrgottsb’scheißerle

 

 

„Fleisch, das man nicht sehen kann, ist auch nicht da“, so dachten sich wohl die Zisterziensermönche im schwäbischen Kloster Maulbronn, als sie im 17. Jahrhundert die Maultasche erfanden. Durch einen glücklichen Zufall kamen die Mönche damals zu einem Stück Fleisch – nur leider während der Fastenzeit. Aber echte Schwaben lassen nix verkommen!

Sie zerkleinerten das Fleisch, vermischten es mit Kräutern und Spinat aus dem Klostergarten zu einer grünen Masse und versteckten diese vorsichtshalber noch in einem Teigmantel. So entstand die Maultasche – die sinnigerweise auch „Herrgottsb’scheißerle“ genannt wird und bis heute als Suppe eine traditionelle Fastenspeise ist.

Zutaten für den Nudelteig:

  • 125 g Mehl
  • 2 Eier
  • 1 EL Wasser

Zutaten für die Füllung:

  • 150 g Hackfleisch
  • ½ Zwiebel
  • etwas Öl
  • 2 EL kleingehackte Petersilie
  • 1 Ei
  • 2 EL Semmelmehl
  • Salz, Pfeffer und Muskat

 

Und für den Schmelz:

  • 2 EL Semmelmehl

 

Für die Maultaschenfüllung die Zwiebel kleinschneiden und zusammen mit der kleingehackten Petersilie in Öl etwas anschwitzen. Kneten Sie aus den übrigen Zutaten einen „Fleischteig“ und geben Sie die angebratene Zwiebel und die Petersilie dazu. Die Masse anschließend kurz quellen lassen.

Derweil können Sie den Nudelteig zubereiten. Für den Nudelteig geben Sie Mehl, Eier und Wasser in eine Schüssel und kneten daraus einen Teig. Diesen verarbeiten Sie mit einer Nudelmaschine (eingestellt auf die dünnste Stufe) weiter zu Teigstreifen und schneiden diese in rechteckige Stücke, etwa 10 x 8 Zentimeter groß. Auf jedes Stück kommt jeweils ein Teelöffel der Fleischmasse. Die Ränder etwas mit Wasser bestreichen und die Maultaschen zusammenklappen. Danach die Ränder mit einer Gabel festdrücken.

Geben Sie die fertigen Maultaschen in kochende Gemüse- oder Rinderbrühe und lassen Sie sie 15 bis 20 Minuten leicht köcheln.

Besonders fein werden die Maultaschen mit einer leckeren Schmelze: Dazu etwas Fett in eine Pfanne geben und die Semmelbrösel leicht anschmelzen. Diese Schmelze geben Sie dann ganz zum Schluss über die Suppe.

Dieses Rezept und noch mehr Fastenspeisen, die ein wenig überraschend wirken finden Sie unter https://www.gruess-gott.eu/essen-und-trinken/5-ueberraschende-fastenspeisen/

 

Schupfnudeln

 

 

Eine meiner Lieblingsmehlspeisen sind Schupfnudeln, sowohl in der süßen Variante als Mohn- oder Nussnudeln, als auch als Beilage oder mit einem Gemüseragout als fastenzeitliches Hauptgericht. Bei der pikanten Variante lässt man den Staubzucker im Teig einfach weg. Im Falstaff haben wir eine gute Videoanleitung für die Zubereitung von Mohnnudeln gefunden:

https://www.falstaff.at/rd/r/mohnnudeln/

 

 

Wohl bekomm’s und gutes Gelingen!

 

 

Quellennachweis: www.ichkoche.atwww.gruess-gott.euwww.falstaff.at

Fotocredits: pixabay.com

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