Am 9. April ist Tag des Gin-Tonic! Leider nur in den USA.
In Europa ist es erst am 19. Oktober(!) soweit. Dauert uns noch viel zu lange, denn grad im Sommer lieben wir die coolen Gin-Kreationen mit Tonic!
Über Gin – unser Lieblings-Gin ist der von WienGin – haben wir ja schon einiges geschrieben. Aber was gibt’s eigentlich zum Tonic zu sagen?
Eine Menge ….
1. Woraus besteht denn Tonic Water – wie es korrekt heißt?
Ganz einfach – aus kohlesäurehältigem Wasser und Chinin.
Allerdings ist es in dieser Form außer bitter nur bitter. Daher sind im Laufe der Zeit einige Variationen dazugekommen. Dabei wird das Tonic Water mit Zucker, Frucht-Aromen, unterschiedlichen Säuren (vor allem Zitrus) oder Kräutern versetzt, was dem Getränk viele verschiedene Geschmacksnuancen verleiht.
2. Hm, Chinin. Was ist denn das?
In meiner Kindheit hab ich leidenschaftlich gern Bücher über Dschungel usw. gelesen. Dabei spielte eine Krankheit immer eine wichtige Rolle: die Malaria. Und um vor sich vor Malaria zu schützen, nahmen meine Helden dann immer Chinin und wurden entweder gar nicht krank oder wieder gesund.
Chinin wird aus der Rinde des Chinarindenbaums gewonnen, der vor allem in den südamerikanischen Anden vorkommt. Es gehört zu den chemischen Verbindungen der Chinolin-Alkaloide. Die indigenen Völker Südamerikas wussten schon lange um die Heilkraft der Rinde, erst die europäischen Eroberer machten daraus Medizin gegen Malaria.
Natürlich gibt’s dazu auch ein paar Mythen und Legenden. Zum Beispiel soll ein spanischer Soldat bei einem Malariaanfall in einen Tümpel gestürzt sein, der von Chinarindenbäumen gesäumt war, und sei darauf hin wieder gesund aufgewacht. Hartnäckig hält sich auch die Legende, dass die Gräfin von Chinchón im Jahr 1638 von einer Häuptlingstochter gerettet worden sein soll. Historisch zu belegen ist davon nichts, dennoch wurde der Baum vermutlich nach ihr benannt.
3. Wer hat’s erfunden?
Ich war immer der Meinung, es wären die Engländer gewesen. Sie wissen schon – East India Company, usw. Wurde man im 19. Jahrhundert an eine Militärstation oder Botschaft in Indien versetzt, bekam man dort immer Chinin als Arzneimittel oder Tonic zu trinken. Aber die mussten es ja auch irgendwoher haben…
Bis heute ist nicht genau geklärt, wer als Erstes Chinin extrahiert hat, aber vermutlich ließ sich durch das Rezept der beiden französischen Apotheker Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou aus dem Jahr 1820 fast reines Chinin gewinnen.
Und das erste Patent auf Tonic Water hat sich der Londoner Erasmus Bond im Jahr 1858 gesichert. Das Unternehmen des deutschen Johann Jacob Schweppe, seit 1831 Hoflieferant des britischen Königshauses, brachte sein mit Chinin und Limette versetztes Mineralwasser 1870 erstmals in größerem Stil auf den Markt. Schweppe selbst war jedoch bereits 1821 gestorben.
Was mich zur nächsten Erinnerung führt. Es gab mal eine Werbung – very british angehaucht – wo der Mann zu seiner Frau meint „Sag doch nicht immer SchweppES, Mathilda!“ 🙂
4. Welche Sorten gibt es denn?
Viele!
Immer mehr Geschmacksrichtungen buhlen um die Gunst der Gäste wie Bartender. Denn je nach Gusto wurde und wird das Tonic Water mit Frucht-, Gewürz- oder Blüten-Aroma versetzt.
Im Klassiker, dem Schweppes Dry Tonic Water liegt der Chinin-Gehalt knapp unter der Obergrenze von in Deutschland 85 mg/l. Beim Schweppes Indian Tonic liegt er noch ein wenig darunter.
5. Welches passt jetzt am besten zu meinem Lieblings-Gin?
Um ein Zitat aus dem Wienerischen zu bringen: „Gusto und Ohrfeigen sind verschieden!“
Es hängt leider davon ab, welches Ihr Lieblings-Gin ist. Und dann heißt es durchprobieren.
Hier noch eine kleine Hilfestellung. Bei den Tonics unterscheidet man auch zwischen
- klassisch – deutliche Zitrusnoten, vor allem für klassische Gins wie Tanqueray London Dry Gin oder Bombay Sapphire
- herb – deutlich mehr Gewürze und dadurch geschmacksintensiver – eignet sich für klassische Gins wie Gordons Dry Gin
- fruchtig – das fruchtig-süß-florale Geschmacksprofil dieser Bitterlimonaden kann schon mal den Geschmack des verwendeten Gins überdecken
- dry – milder als classic, da weniger Chinin und weniger Zucker, unterstreicht es besonders die Botanicals im Gin – besonders gut zu Gin Mare, Monkey 47 oder The Botanist
- light – es wird weniger oder gar kein Zucker zugesetzt und wirkt dadurch etwas weniger aromatisch als classic. Kommt gut mit Brockmans Gin, Saffron Gin oder Tanqueray Rangpur.
Ich mag besonders gern das Tonic Water von Thomas Henry, das es neben klassisch auch in den Varianten Cherry Blossom (Kirschblüte) oder Elderflower (Hollunderbeere) gibt.
Sie müssen mal den Jinzu-Gin aus Japan (auf Reis-Basis!) mit Cherry Blossom Tonic probieren – die Blütenpracht explodiert an Ihren Geschmacksknospen!
Ein Tipp von unserem Gin-Experten Florian Koller: Ein Gin, der mit Schweppes Tonic Water funktioniert (schmeckt), geht auch mit jedem anderen Tonic.
Namen? Nun, zB Thomas Henry, Schweppes, Fever Tree, Franz von Durst, Dr. Polidori, Goldberg, 28Drinks, …
6. Sie möchten Ihr Tonic selbst machen?
Fein, dann gibt’s hier dazu ein Rezept (von mixology.eu)
„Mit etwas Zeit und Geduld kein Problem. Wir verwenden die Anleitung der Niederländerin Tess Posthumus, die sich wiederum an Jeffrey Morgenthaler orientiert.
Die Zutaten: 70 cl Wasser, 12 g Limettenzesten, 15 g frisches Zitronengras, 27 g frische Zitronenzesten, 18 g Zitronensäure, 9 g Enzianwurzeln, 1,6 g Chinonarinde (rot, geschnitten, kein Pulver). Alles aufkochen und auf 50 cl reduzieren. Abseihen und durch bis zu dreimal durch ein Kaffeesieb filtern.
Das so enstandene, aromatisierte Wasser mit 1 Kilo Zucker vermischen und verrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat, dabei aber nicht zum Kochen bringen. Diese Mischung in eine saubere Flasche abfüllen (und zwecks längerer Haltbarmachung eventuell mit einem Schuss Vodka versehen). Danach mit Sodawasser zu Tonic Water (Ratio 1:6 Tonic Sirup : Wasser) strecken.“
Ideen gefällig?
Gin-Kreationen der Kesselbrüder von WienGin gibt’s hier zum Download.
Oder Sie kosten sich auf unserer Gin-Bim selbst durch.